Der Journal Club im März 2024 beschäftigte sich mit dem Thema: “Zwangsmaßnahmen“ im Krankenhaus. Im Plenum wurden das Wissen von Pflegefachpersonen über die physische Fixierung sowie die Faktoren, die eine Fixierung begünstigen, diskutiert.
Die Studie untersuchte die Anwendung von physischer Fixierung im medizinischen Kontext, insbesondere im Hinblick auf die Wahrnehmung, das Wissen, die Einstellung und die praktische Anwendung durch Pflegefachpersonen in südkoreanischen Allgemeinkrankenhäusern.
Physische Fixierungen sind passive Methoden oder Geräte, die verwendet werden, um die Bewegung des Körpers zu begrenzen und Patientinnen und Patienten oder andere zu schützen. Trotz ihrer Verwendung aus Sicherheitsgründen sind sie mit physischen Komplikationen und negativen psychologischen Auswirkungen verbunden. Die Einführung von Richtlinien zur Verwendung von körperlichen Beschränkungen in koreanischen Gesundheitseinrichtungen erfolgte erst 2007. Seitdem wurden Elemente bezüglich physischer Fixierungen in die Evaluierung von Gesundheitseinrichtungen aufgenommen, obwohl die Regulierung weiterhin unzureichend ist. Diese Studie in Südkorea zielt darauf ab, den Standpunkt, das Wissen und die Praxis von Pflegefachpersonen im Zusammenhang mit physischer Fixierung zu bewerten, um Strategien zur Verbesserung der Pflegepraxis zu entwickeln.
Die Methodik umfasste eine Querschnittserhebung mittels Fragebögen, die an Pflegefachpersonen in südkoreanischen Krankenhäusern verteilt wurden. Von den 200 verteilten Fragebögen konnten insgesamt 180 ausgewertet werden. Die Datenerhebung erfolgte durch Befragung und anschließender statistische Analyse, um die Wahrnehmung, das Wissen, die Einstellung und die praktische Anwendung von Fixierungen zu evaluieren. Es wurden Daten von Pflegenden verschiedener Stationen erhoben und statistische Analysen wie Korrelationen und Regressionsmodelle durchgeführt.
Es bestanden signifikante negative Zusammenhänge zwischen der Einstellung zur Verwendung von physischer Fixierung und dem Wissensstand. Das Wissen zeigte eine positive Korrelation mit der praktischen Umsetzung pflegerischer Maßnahmen. Signifikante Faktoren für die Pflegepraxis im Zusammenhang mit Fixierungen waren das Wissen der Pflegenden, ihr Arbeitsbereich und ihre Ausbildungserfahrung.
Eine kritische Bewertung der Ergebnisse deutet darauf hin, dass trotz des Ausbildungsniveaus der Wissensstand noch verbesserungsbedürftig ist und die tatsächliche Pflegepraxis möglicherweise nicht immer den besten Standards entspricht. Daher sind die Entwicklung und Implementierung evidenzbasierter Bildungsinterventionsprogramme erforderlich, um die unangemessene Anwendung von Fixierungen in Krankenhäusern zu verringern.
Im Plenum wurde festgestellt, dass die befragten Pflegefachpersonen mehrheitlich über einen akademischen Abschluss verfügen. Es war daher überraschend, dass ihr Wissen über Fixierungen dennoch begrenzt ist. Dies unterstreicht, dass trotz akademischer Ausbildung eine regelmäßige Auffrischung des Wissens notwendig ist. Angesichts der Herausforderungen, die Schichtarbeit an das Pflegepersonal stellt, wäre es von Vorteil, webbasierte Schulungsprogramme oder andere Formen der Weiterbildung einzuführen, die nicht an zeitliche Beschränkungen gebunden sind. Dies könnte die Effizienz der Ausbildung in der Anwendung von Fixierungen verbessern.
Kim, J., Yang, Y. (2024): Factors affecting nursing practice of patient physical restraint among nurses. In: Arch Public Health. 82 (1): 9. doi: 10.1186/s13690-024-01238-z. PMID: 38225653; PMCID: PMC10790459.
Diese Studie untersucht die Verwendung von physischen Fixierungen bei kritisch kranken Patientinnen und Patienten und deren Auswirkungen.
Körperliche Fixierungen sind jedoch mit verschiedenen negativen Folgen verbunden, darunter Verletzungen, Delir und posttraumatische Belastungssymptome. Studien zeigen, dass ihre Anwendung oft erfolglos ist. Dennoch werden sie häufig eingesetzt, insbesondere während der Beatmung, um zu verhindern, dass die Patientinnen und Patienten die Geräte selbst entfernen. Der Einsatz von Fixierungen variiert stark zwischen den Ländern, von 0% bis 100%, und sogar zwischen Krankenhäusern innerhalb eines Landes. Eine SLEAP-Studie ergab überraschend hohe Fixierungsraten, was zu einer weiteren Analyse führte. Diese Sekundäranalyse konzentriert sich auf die Faktoren, die die tatsächliche Anwendung dieser Maßnahme beeinflussen.
Bei dieser Sekundäranalyse handelte es sich um eine retrospektive Untersuchung unter Verwendung der Cox-Proportional-Hazard-Modellierung. Das Zentrum und zeitabhängige Kovariaten wurden berücksichtigt, um Faktoren zu bewerten, die die Anwendung von Fixierungen vorhersagen.
Insgesamt wurden 328 (76%) von 430 Patientinnen und Patienten für eine mediane Dauer von 4 Tagen fixiert. Patientinnen und Patienten, die fixiert wurden, erhielten mehr Medikamente zur Beruhigung und waren häufiger delirant. Interessanterweise wiesen fixierte Patientinnen und Patienten häufig einen geringeren Schweregrad ihrer Erkrankung auf. Fixierte Patientinnen und Patienten erlebten auch häufiger eine unbeabsichtigte Geräteentfernung (26% vs. 3%) und benötigten eine Reintubation.
Fixierungen waren bei mechanisch beatmeten Erwachsenen, die mit einem Sedierungsprotokoll behandelt wurden, häufig. Diese Studie hat jedoch auch ihre Grenzen. Zum Beispiel wurde nicht genau erfasst, warum Fixierungen angewendet wurden, und es ist nicht klar, warum einige Patienten und Patientinnen fixiert wurden und andere nicht. Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um besser zu verstehen, wie Fixierungen in der Intensivpflege eingesetzt werden und welche Auswirkungen dies auf die Patientinnen und Patienten hat.
Diese Studie ist ein Beispiel dafür, wie wichtig die kritische Betrachtung von Studien ist. Die Ergebnisse legen nahe, dass es auf den ersten Blick unnötig erscheint, Patientinnen und Patienten zu fixieren, da dies das Risiko einer unbeabsichtigten Geräteentfernung erhöht. Allerdings ist zu beachten: Nur agitierte Patientinnen und Patienten, bei denen die Gefahr einer Geräteentfernung besteht, werden überhaupt fixiert. Weitere Forschung wird daher empfohlen, um die Zusammenhänge zwischen Wissen, Einstellungen und Pflegepraxis besser zu verstehen. Darüber hinaus sollten Maßnahmen zur Verbesserung der Ausbildung und Implementierung von Leitlinien eingeführt werden. Beide Studien unterstreichen die Notwendigkeit weiterer Forschung in diesem Bereich.
Rose, L., Burry, L., Mallick, R., Luk, E., Cook, D., Fergusson, D., Dodek, P., Burns, K., Granton J., Ferguson, N., Devlin, J.W., Steinberg, M., Keenan, S., Reynolds, S., Tanios, M., Fowler, R.A., Jacka, M., Olafson, K., Skrobik, Y., Mehta, S. (2016): Prevalence, risk factors, and outcomes associated with physical restraint use in mechanically ventilated adults. In: J Crit Care 31 (1): 31-5. doi: 10.1016/j.jcrc.2015.09.011.
Joelle Bieneas und Lisa Fischer