Essen und Trinken anreichen

Kathrin Ebertsch M.A./ Januar 10, 2024/ Angehörige, Beruflich Pflegende, Ernährung, Pflegebasismaßnahmen, Pflegestudierende/ 0Kommentare

Grundlagen

  • Essen hat positiven Einfluss auf die Psyche durch
    • Sicherheit (gibt Struktur und sorgt für Geborgenheit)
    • Lust (kann Genuss, Zufriedenheit und Wohlbefinden aktivieren)
  • Selbstbestimmung beim Ernährungsverhalten sollte respektiert werden (keine Vorwürfe, Druck, Zwang).

Angebot und Auswahl von Essen und Trinken

  • Abfrage der Speisenwünsche.
  • Speisenangebot sollte, vor allem bei pflegebedürftigen Personen mit geringem Appetit, flexibel bleiben und sich nach den Wünschen richten.
  • Gewohnheiten sollten möglichst beibehalten werden.
  • Bezeichnung der Kostformen variiert oft je nach Fachabteilung.
  • Durchführung der Essensbestellung meist von Stationsassistenten bzw. -assistentinnen oder Servicekräften, Diätassistenten bzw. -assistentinnen werden bei ernährungsbedingten Einschränkungen hinzugezogen.

-> Gute Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen Pflegenden und weiteren beteiligten Personen bezüglich Besonderheiten bei der Nahrungsaufnahme bei pflegebedürftigen Personen notwendig.

Grundsätzliche Fragen:

  • Worauf hat die pflegebedürftige Person Appetit?
  • Welche gesundheitlichen Einschränkungen haben Einfluss auf die Essensauswahl?
  • Welche kulturellen/religiösen Vorlieben hat die pflegebedürftige Person?

Systematische Erfassung anhand der EDEKA-Regel:

  • Empfindlichkeiten/Unverträglichkeiten (z.B. Laktoseintoleranz)
  • Diätetische Kost (z.B. fettarm)
  • Einschränkungen bei der Nahrungsaufnahme (z.B. fehlende Zahnprothese, Dysphagie, Operationen im Hals-/Rachenbereich)
  • Krankheitsbedingte Kost (z.B. erhöhter Energiebedarf bei Fieber, säurearme Kost bei Sodbrennen)
  • Allergien

Essen verteilen

  • Essenszeiten sollten jeden Tag etwa gleich sein, um Struktur zu schaffen.
  • Keine Untersuchungen während der Essenszeiten
  • Ausreichend Zeit und Ruhe zum Essen
  • Ausreichend Getränke

Möglichkeiten bei der Verteilung:

  • Tablettsystem
  • Tischgemeinschaften
  • Buffet
  • Ausgabetheke

Vorgehensweise:

  • Kontrolle, ob richtiger Pflegeempfänger bzw. -empfängerin, richtiges Essen und richtiger Zeitpunkt.
  • Benennung der Speisen beim Servieren.
  • Abräumen der Speisen nach der Mahlzeit.
  • Essprotokoll bei Möglichkeit anfertigen.
  • Wenn pflegebedürftige Person nicht bzw. wenig isst, Hintergründe erfragen und Lösung finden.

Unterstützungsbedarf

  • Abhängig von Alter und Gesundheitszustand der pflegebedürftigen Person
  • Tägliche Neubewertung
  • Anpassung des Grades der Unterstützung an die individuellen Ressourcen der pflegebedürftigen Person.
  • Pflegefachkräfte richten Mahlzeit gemeinsam mit der pflegebedürftigen Person, falls es diesem nicht möglich ist.

Positionierung während des Essens

  • Am Tisch, wenn es der pflegebedürftigen Person keine Schwierigkeiten bereitet eine gute Sitzposition zum Essen zu halten.
  • An der Bettkante, wenn die pflegebedürftige Person das Bett nicht verlassen kann; Voraussetzung ist eine stabile Rumpfmuskulatur.
  • Sitzend im Bett mit ausreichend erhöhtem Oberkörper
  • Liegend im Bett, wenn die pflegebedürftige Person nur mit flachem Oberkörper liegen darf; die linke Seite ist meist die angenehmere; Rückenlage ist wegen Aspirationsgefahr nicht möglich.

Essen anreichen

  • Regel: Unterstützung so viel wie nötig und so wenig wie möglich. Im Sinne der aktivierenden Pflege unterstützen Pflegefachpersonen die pflegebedürftige Person nach Möglichkeit in seinen Bewegungen.
  • Grundsätze:
    • Essenreichen so natürlich wie möglich
    • Für angenehme Atmosphäre sorgen
    • Gemeinsame Absprache des Ablaufs der Mahlzeit
    • Unterstützung der pflegebedürftigen Person bei Einnahme einer aufrechten Position.
    • Sitzende Position neben dem Pflegeempfänger bzw. der Pflegeempfängerin einnehmen.
    • Gewöhnliches Besteck von vorne, unten an den Mund führen.
    • Ausreichend Zeit zum Kauen und Schlucken lassen und Zeitdruck vermeiden.
    • Unterschiedliche Konsistenzen nicht mischen.
    • Aspirationsprophylaxe
    • Bei Aspiration: Aufforderung zum kräftigen Husten, Oberkörper sollte dabei leicht nach vorne gebeugt sein

Trinken anreichen

  • Unterstützung beim Trinken häufig herausfordernde Aufgabe, insbesondere wenn pflegebedürftige Person sich häufig verschluckt oder nicht gut schlucken kann.
  • Schnabelbecher ist eine verbreitete Trinkhilfe, begünstigt jedoch unphysiologisches Trinkverhalten und erhöht Aspirationsrisiko.
  • Beste Trinkhilfe ist ein Strohhalm.
  • Bei pflegebedürftigen Personen mit starken Schluckstörungen bei Bedarf flüssige Speisen und Getränke andicken.

Medikamente bei der Nahrungsaufnahme verabreichen

  • Meist werden Medikamente während des Essens verabreicht.
  • Bevor Medikamente mit dem Essen verabreicht werden, sollte die Teilbarkeit von Medikamenten geprüft werden (Beipackzettel und/oder Apotheke) und darauf geachtet werden, wann und mit welchen Speisen die Medikamente kompatibel sind.
  • Offener Umgang gegenüber der pflegebedürftigen Person
  • Große Tabletten teilen, wenn teilbar.

Ess- und Trinkhilfen

  • Unterstützung der pflegebedürftigen Person selbstständig und sicher zu essen und zu trinken.
  • Erleichterung beim Anreichen der Nahrung.
  • Spezielles Besteck beispielsweise mit dicken geriffelten Griffen
  • Standfestes Geschirr mit erhöhtem Rand, rutschfester Unterlage
  • Trinkgefäß für pflegeempfangende Person mit wenig Kraft und Beweglichkeit in den Händen (Becher mit Griffen und Aussparung für Nase, Becher mit breitem Rand und kleiner Öffnung im Deckel)

Literatur

Dörr, B. (2020): Ernährung. In: I care Pflege (S. 442-476). Stuttgart: Thieme.

Zentrum für Qualität in der Pflege (2023): Essen und Trinken. Praxistipps für den Pflegealltag. Online verfügbar unter: https://www.zqp.de/produkt/ratgeber-essen-trinken/ (zuletzt geprüft am 10.01.24).

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