Diabetes mellitus

Lisa Daufratshofer M. A./ Oktober 5, 2023/ Angehörige, Beruflich Pflegende, Spezielle Erkrankungen/ 0Kommentare

Definition:

  • Chronisch verlaufende Krankheit, bei der der Glukosestoffwechsel gestört ist.
  • Der Blutzuckerspiegel ist erhöht, da ein Insulinmangel besteht
  • Der Begriff Diabetes mellitus kommt aus dem griechisch-lateinischen und meint „honigsüßer Durchfluss“ (hoher Zuckergehalt im Urin eines Betroffenen)

Ursachen:

Man unterscheidet verschiedene Typen:

Diabetes mellitus Typ 1

  • Hauptsächlich im Kinder- und Jugendalter
  • Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse sind nicht mehr in der Lage Insulin zu produzieren
  • Autoantikörper identifizieren diese Zellen als fremd und vernichten diese
  • Absoluter Insulinmangel
  • 5 % der Diabetiker haben Typ 1 

Diabetes mellitus Typ 2

  • Bauchspeicheldrüse kann Insulin produzieren, die Insulinrezeptoren der Körperzellen weisen jedoch eine zunehmende Resistenz gegen das Insulin auf und kann dadurch nicht wirken
  • Relativer Insulinmangel
  • Einflussfaktoren:
    • Gewicht
    • Alter
    • Genetik
    • Ernährung
    • Bewegungsmangel
  • 95% der Diabetiker haben Typ 2

Gestationsdiabetes

  • Auftreten während der Schwangerschaft ausgelöst durch Hormonumstellungen, was zur Blutzuckererhöhung führt
  • Gefahr für die Schädigung des Ungeborenen erhöht
  • Während der Schwangerschaft sollte eine strenge Diät, teilweise Insulintherapie indiziert
  • Mit der Geburt des Kindes ist der Insulinspiegel wieder im Normbereich
  • Jedoch erhöhtes Risiko im Alter an einem Diabetes Typ zu erkranken

Symptome:

Diabetes mellitus Typ-1

  • Häufiges Wasserlassen
  • Hohes Durstgefühl
  • Flüssigkeitsmangel mit Gewichtsverlust
  • Müdigkeit, Kraftlosigkeit, Kopfschmerzen, Konzentrationsminderung sind unspezifische Symptome

Diabetes mellitus Typ-2

  • Lange nur unspezifische Symptome, wie Müdigkeit, Leistungsminderung
  • Ein lang andauernder erhöhter Blutzuckerspiegel kann zu zahlreichen Folgeerkrankungen führen

Komplikationen:

Akute Hyperglykämie

= starker Anstieg des Blutzuckerspiegels, da der Stoffwechsel „entgleist“

Ausgelöst durch:                                                 

  • Infekte
  • Stress
  • Therapiefehler (z.B. fehlerhafte Anpassung der Insulindosis)

Symptome:

  • Gesteigertes Durstempfinden
  • Häufiges Wasserlassen
  • Durch Flüssigkeitsverlust kann es zu Bewusstseinsbeeinträchtigungen kommen
  • Lebensbedrohliches diabetisches Koma im schlimmsten Fall

Unterscheidung zwischen zwei Komatypen je nach Diabetestyp:

  • Diabetes Typ 1: Ketoazidotisches Koma 

Durch den absoluten Insulinmangel kommt es neben dem zu hohen Blutzuckerspiegel auch zu einem übermäßigen Abbau von Fetten und dadurch bilden sich Ketonkörper. Dies führt dazu, dass der pH-Wert im Blut zu niedrig und damit zu sauer (Übersäuerung=Azidose) ist. Typische Symptome sind: Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen. Sehr spezifisch ist die sogenannte Kußmaul-Atmung. Mit dieser Atmung versucht der Körper den Säureüberschuss wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Der Atem riecht nach Azeton (obstartig).

  • Diabetes Typ 2: Hyperosmolares Koma

Es entstehen keine Ketonkörper, da noch körpereigenes Insulin vorhanden ist. Aufgrund des erhöhten Blutzuckerspiegels steigt jedoch die Osmolarität des Blutes. Typische Symptome sind: Dehydration, Warme und ausgetrocknete Haut.  

Diagnostik:

Blutzuckerbestimmung

  • Normwert Blutzucker (BZ) im nüchternen Zustand: Zwischen 60 und 100 mg/dl. Nach einer Mahlzeit steigt der BZ auf bis zu 140 mg/dl an.
  • Gestörter Nüchtern-BZ: 100-125 mg/dl
  • Der orale Glukosetoleranztest gibt Informationen, wie stark der BZ nach einer oralen Glukoseaufnahme ansteigt bzw. wieder abfällt.
  • Der HbA1c-Wert (Langzeit-BZ) gibt Auskunft über den mittleren BZ-Wert der letzten 2 Monate 
  • Weitere relevante Blutwerte: Nierenwerte, Cholesterin, Fettwerte
  • Weitere relevante Maße: Gewicht, BMI, Taille-Hüft-Verhältnis, Überprüfung der Fußpulse und Sensibilität der Füße. Bei Verdacht auf diabetische Neuropathie werden auch die Albuminwerte im Urin abgenommen
  • -> Die Diagnose Diabetes mellitus ist gesichert, wenn ein Nüchtern-BZ von größer gleich 126 mg/dl, ein HbA1c größer 6,5% oder ein BZ von größer 200 mg/dl vorliegt

Ablauf Blutzuckermessung

  • Hände des Pflegeempfängers gründlich waschen und trocknen
  • Hände desinfizieren
  • Einstichstelle am Finger desinfizieren und Einwirkzeit abwarten 
  • Stechhilfe vorbereiten
  • Teststreifen in das BZ-Gerät einführen
  • Handschuhe anziehen
  • Stechhilfe aufsetzen und Auslöser drücken (seitlich an der Fingerbeere ansetzen, weniger schmerzhaft als Fingerkuppe; Alternative: Ohrläppchen)
  • Blutstropfen an den Teststreifen halten (Finger sanft drücken) 
  • Restliches Blut am Finger mit Tupfer entfernen
  • Stechhilfe in Kanülenabwurf entfernen
  • BZ-Wert dokumentieren (Patientenakte oder ggf. BZ-Tagebuch)

Therapie:

Ziel: BZ-Spiegel im Normwert

  • Typ-1-Diabetes:

Durch den absoluten körpereigenen Insulinmangel ist eine lebenslange Insulintherapie zwingend erforderlich. Es muss eine kontinuierliche Insulintherapie (24h am Tag) gewährleistet sein. Ziel ist es durch wenige Blutzuckerentgleisungen Folgeerkrankungen zu verhindern

  • Typ-2-Diabetes:

Beim Typ-2Diabetes produziert die Bauchspeicheldrüse zwar Insulin, durch die Resistenz der Insulinrezeptoren kann es aber nicht mehr richtig wirken. Durch Lebensstiländerung (Bewegung, gesunde Ernährung, Gewichtsreduktion, Nichtrauchen) soll das Risiko für Folgeerkrankungen reduziert werden. 

      3 Säulen der Diabetestherapie:

  • 1 Bewegung und Ernährung
    • 2 Medikamentöse Therapie
    • 3 Schulung und Selbstkontrolle

Wahrnehmen und Beobachten:

Akutkomplikation

  • Auf Anzeichen von Hypoglykämie und Hyperglykämie achten und entsprechende Maßnahmen einleiten

Erstmaßnahmen bei Hypoglykämie:

  • Hilfe holen
  • Vitalzeichen kontrollieren
    • Kontrolle des Bewusstseins
    • Sicherung der Atemwege (ggf. Sauerstoffgabe und Beatmung nötig)
    • Kontrolle Herzfrequenz
  • Engmaschige BZ-Messung (i. d. R. alle 2h)
  • Bei wachen Personen: Traubenzucker oder glukosehaltige Getränke (leichte Hypoglykämie); Glukosegabe nach ärztlicher Anordnung bei schwerer Hypoglykämie
  • Bei bewusstlosen Personen und schwerer Hypoglykämie: Nach ärztlicher Anordnung Gabe von Glucagon-Ampullen, Gabe von Glucose  

Folgeerkrankungen

Auf diese Beobachtungskriterien soll geachtet werden:

  • Blutdruck: Blutdruck systolisch kleiner als 140 angestrebt; Blutdruck an beiden Armen messen
  • Körpergewicht: tägliche Gewichtskontrolle, da Wassereinlagerungen durch Herz- oder Niereninsuffizienz möglich ist (Erkennen einer Dekompensation)
  • Haut: Auf Blasen, Einrisse, Wunden v. a. an den Füßen achten; Oftmals werden Veränderungen nicht bemerkt, da viele Diabetiker an einer Neuropathie leiden und ihre Füße nicht mehr richtig spüren. Auch bei kleinen Wunden besteht die Gefahr einer Infektion -> Gefahr eines diabetischen Fußsyndroms.
  • pH-hautneutrale Seife und harnstoffhaltige Lotionen verwenden. Regelmäßige fachkundige Inspektion der Füße, Nagelpflege, ggf. podologische Sitzungen
  • Kleidung: keine einschnürenden Socken, atmungsaktive Kleidung
  • Mund- und Zahnpflege: Risiko für Karies, Paradontitis und Mundsoor, regelmäßige Zahnarztbesuche empfohlen
  • Sehbeeinträchtigungen: Durch Schwankungen des Blutzuckerspiegels können Sehstörungen entstehen. Eine diabetische Retinopathie, die zur Erblindung führt, tritt erst relativ spät auf; Regelmäßige Augenarzttermine wahrnehmen
  • Depression: Depressive Verstimmungen führen häufig zu Bewegungsmangel und Vernachlässigung der Therapie, was einen negativen Einfluss auf die Blutzuckereinstellung hat

Literatur:

Menche, N. (2023): Pflege bei endokrinologischen und stoffwechsel- und ernährungsbedingten Erkrankungen. In: Pflege heute. 8. Auflage. Elsevier

Peghini, W. (2020): Diabetes mellitus. In: I care Pflege. 2. überarbeitete Auflage. Stuttgart, Thieme.

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