Geschichte/Ursprung der Pflegewissenschaft

Lena Keppeler M. Sc., Ricarda Walk M. Sc. and Lisa Daufratshofer M. A./ April 14, 2022/ Beruflich Pflegende, Pflegestudierende, Pflegewissenschaft/ 0Kommentare

Wo liegt der Ursprung der Pflegewissenschaft?

  • Traditionelles Pflegewissen stützt sich auf Wissensquellen wie Tradition, Intuition, Autorität und Erfahrung, und nun zunehmend auf wissenschaftliche Erkenntnisse
  • Langsame Entwicklung der wissenschaftlichen Forschung innerhalb der Pflege geht mit Problemen einher, die in der Geschichte des Pflegeberufs wurzeln:
    • Pflege und Medizin waren beide Teil der umfassenden Heilkunde der Antike
    • Aufspaltung der Bereiche Medizin und Pflege erst im 19. Jahrhundert
    • Hausarbeitsnahe körperliche Versorgung der Kranken wurde zu einer weiblichen Tätigkeit erklärt
    • Traditionelle Rollenzuschreibung, die keinen Raum für logisches Denken, wissenschaftlichen Vorgehen und systematisches Forschen freigab (Mayer, 2018)

„In allen ärztlichen Angelegenheiten müssen [die Pflegerinnen] sich den Anordnungen der Ärzte ohne Kritik fügen und ihnen gehorchen […]“ (Bischoff & Wanner, 1993)

Thematisierung der „Krankenpflege auf wissenschaftlicher Ebene“ in Europa durch Martin Mendelson

  • Habilitation zum Thema „Krankenpflege und spezifische Therapie“
  • Krankenpflege als Teil der wissenschaftlichen Disziplinen (Mayer, 2018)

[…] die täglichen Lebensgewohnheiten und Lebensverrichtungen des kranken Menschen unter dem Gesichtspunkt des Krankseins zu betrachten und zu regeln: Wachen und Schlafen, Ruhe und Bewegung, Essen und Trinken, Alleinsein und Geselligkeit, Nichtstun und Zerstreuung, Gemütsruhe und Erregung.“ (Bartholomeyczik, 1996)

  • Trotz der Entwicklung der Pflege als nicht wissenschaftliche Tätigkeit wurden Fragen aus der Krankenpflege um 1900 in Europa sehr wohl auf wissenschaftlicher Ebene diskutiert – allerdings von Seiten der Ärzte. Sie betrachteten Pflegeforschung als Teil der medizinischen Wissenschaften, ganz gemäß dem damaligen Verständnis, dass Wissenschaft ausschließlich Aufgabe des Mannes sei. 

Hypurgie als „Wissenschaft und Kunst von der Verwendung der unterstützenden Hilfsmittel“ wurde große Bedeutung zugeschrieben – sie beschäftigte sich u. a. mit: 

  • Lagerung der Kranken
  • Umgebung im Krankenzimmer
  • Maßnahmen zur Schlafförderung
  • Ernährung
  • Gesprächen, die mit den Kranken geführt werden sollten (Mayer, 2018)

Florence Nightingale (Nightingale, 2019)

  • Als eigentlicher Ausgangspunkt für die Entwicklung der Pflege als eigene wissenschaftliche Disziplin
  • Sie wies nach, dass die Mehrzahl der verstorbenen Soldaten während des Krimkriegs nicht an Kriegsverletzungen, sondern an Fieber, Cholera, Durchfall und Skorbut gestorben waren
  • Erste Fachveröffentlichung im Jahr 1858
  • Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention zentrale Anliegen ihrer Arbeit

This „Diagram of the causes of mortality in the army in the East“ was published in Notes on Matters Affecting the Health, Efficiency, and Hospital Administration of the British Army and sent to Queen Victoria in 1858

  • In der Mitte des 19. Jh. verfassten Schriften legten nicht nur den Grundstein für die Pflege als eigene Profession, sondern war auch der Anstoß für die Entwicklung der Pflege als Wissenschaft. 
  • Pionierhaft versuchte Nightingale Phänomene, die sie bei der Pflege britischer Soldaten im Krimkrieg beobachtet hatte, wissenschaftlich zu belegen. 
  • Sie verfügte über Fachkenntnisse in Statistik und Epidemiologie und nutzte diese, um genaue Aufzeichnungen über die pflegerische Arbeit und die Wirkung von Pflegehandlungen (bzw. auch hygienischer Maßnahmen) zu machen, denn sie hatte erkannt, dass diese Daten und die daraus gewonnenen Erkenntnisse von ungeheurer Wichtigkeit für die Entwicklung effizienter Betreuung und die Behandlung kranker Menschen waren. 
  • Ihre Denkweise war – Lichte des heutigen Verständnisses des Gegenstandsbereichs der Pflege – eine sehr fortschrittliche. So waren u. a. auch Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention schon zentrale Anliegen ihrer Arbeit

Literatur

Bartholomeyczik, S. (1996): Zur Entwicklung der Pflegewissenschaft in Deutschland. Pflege (12), 158-162.

Bischoff, C. & Wanner, B. (1993): Wer gut pflegt, der gut lehrt? Zur Geschichte einer unbekannten Lehrergruppe. In Bischoff, C. & Botschafter P. (Hrsg.). Neue Wege in der Lehrerausbildung für Pflegeberufe. Melsungen: Bibliomed, 13-31.

Mayer, H. (2018): Pflegeforschung kennenlernen. Wien: Facultas.

Nightingale, F. (2019): Notes of Nursing. What It Is, and What It Is Not. Bibliotech Press.

Kirkevold, M. (2002): Pflegewissenschaft als Praxisdisziplin. Bern: Huber, S. 22-24.

Wie hilfreich war dieser Beitrag?

Klicken Sie auf die Sterne, um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 5 / 5. Anzahl Bewertungen: 1

Es tut uns leid, dass der Beitrag für dich nicht hilfreich war!

Lasse uns diesen Beitrag verbessern!

Wie können wir diesen Beitrag verbessern?

Lena Keppeler M. Sc.
Pflegewissenschaftlerin am Universitätsklinikum Augsburg
Ricarda Walk M. Sc.
Pflegewissenschaftlerin am Universitätsklinikum Augsburg

Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*
*