Verbandwechsel
Welche Grundregeln sind bei einem Verbandwechsel zu beachten?
- Nur aseptische Durchführung eines Verbandwechsels!
- Um Pflegeempfänger, sich selbst und andere vor Kontaminationen und Infektionen zu schützen, muss hygienisch einwandfrei gearbeitet und jede Keimverschleppung vermieden werden!
- Grundsätze für aseptisches Arbeiten:
- Regelmäßige Händedesinfektion
- Tragen von entsprechender Schutzkleidung sowie Mund- und Nasenschutz bei Erkältungen
- Tragen von Haarschutz bzw. lange Haare hochstecken
- Keine lackierten Fingernägel bzw. künstliche Nägel
- Sterile und unsterile Materialien trennen
- Unsterile Einmalhandschuhe anziehen
- Verwenden von sterilen Instrumenten (Non-Touch-Prinzip)
- Steriles Einsetzen aller Materialien im direkten Wundkontakt
- Beachten des Verfallsdatums vor Einsatz der Materialien
- Keine Verwendung von unkonservierten bzw. angebrochenen Materialien bzw. Wundauflagen
- Wundauflagen nur zerschneiden, wenn dies laut Hersteller gestattet ist
- Durchführung von aufwendigen Verbandwechsel zu zweit
- Öffnung von Sterilverpackungen nur an den dafür vorgesehenen Laschen
- Jede Arbeitsfläche vor Nutzung wischdesinfizieren
- Evtl. umgehende Wischdesinfektion von kontaminierten Flächen
- Ablauf bei der Versorgung von mehreren Wunden
- Zuerst die aseptischen Wunden
- Daraufhin die kontaminierten und kolonisierten Wunden
- Anschließend die infizierten, septischen Wunden
- Zum Schluss die Wunden, die mit multiresistenten Erregern besiedelt sind
- Non-Touch-Technik
- Keine Wunde darf mit bloßen Händen berührt werden!
- Berührung von sterilen Materialien nur unter sterilen Bedingungen und Berührung der Wunde nur mit sterilen Instrumenten oder sterilen Handschuhen
- Arbeiten mit unsterilen Handschuhen und steriler Pinzette
- Oder nur mit sterilen Handschuhen
- Schmerzarmer und sicherer Verbandwechsel
- Entsprechende Schmerzmittel nach Anordnung des Arztes oder kurze Unterbrechungen der Behandlung („Time-out“) für Pflegeempfänger, wenn Verbandwechsel schmerzhaft
Wie wird ein Verbandwechsel durchgeführt?
Vorbereitung
- Information des Pflegeempfängers
- Zeitnahe Gabe von Schmerzmitteln vor dem Verbandwechsel
- Pflegefachkraft bringt benötigte Materialien per Verbandwagen oder Tablettsystem ins Zimmer des Pflegeempfängers
- Durchführung von Verbandwechsel oder die Entfernung von Nahtmaterial bzw. von Drainagen mit Verbandwagen oder Tablettsystem
- Wagen müssen grundsätzlich vor Kontamination geschützt werden
- Genaue Planung der Durchführung und Überprüfung der Vollständigkeit des Materials, um unnötige und unhygienische Gänge während des Verbandwechsels zu ersparen
- Überprüfen der Kamera vorab auf Funktionstüchtigkeit für eine eventuelle Fotodokumentation
- Schaffen einer Arbeitsfläche im Zimmer des Pflegeempfängers, welche wischdesinfiziert wird
- Platzieren des Materials (steriles fern vom Pflegeempfänger, unsteriles nah am Pflegeempfänger)
- Bereitstellung des Abwurfbehälters und Schließen von Fenstern und Türen
- Während des Verbandwechsel sind keine anderen Tätigkeiten im Zimmer des Pflegeempfängers durchzuführen
- Angehörige können für psychische Unterstützung auf Wunsch bleiben
- Anbringen des Bettes des Pflegeempfängers auf Arbeitshöhe und Unterstützung ggf. bei dessen Positionierung, Unterlegen eines Bettschutzes
- Achten Sie auf einen guten Lichteinfall
- Einmalschürze anziehen, Desinfektion der Hände, Vorbereitung des Materials z.B. Aufziehen von Wundspüllösungen
- Erneute Desinfektion der Hände und Anziehen von Einmalhandschuhen
Material
- Unsterile Einmalhandschuhe
- Sterile Kompressen bzw. Tupfer, sterile Pinzetten
- Wasserabweisende Schutzkleidung/Einmalschürze
- Bei Erkältungen des Personals Mund-/Nasenschutz
- Verbandmaterial und Wundspülung/Antiseptika nach ärztlicher Anordnung
- Reinigung-/Hautdesinfektionsmittel bei primär heilenden Wunden
- Fixiermaterialien, Schere
- Abwurfbehälter
Verbandwechsel bei primär heilenden Wunden
- Aseptische, primär heilende Wunden: sauber; haben glatte, aneinanderliegende Wundränder, welche durch Nähte oder Klammern verschlossen sind; meist komplikationsloses Abheilen
- Desinfektion der Hände, Lösen des alten Verbandes mit unsterilen Handschuhen, Entsorgung im Abwurfbehälter
- Inspektion der Wunde, erneute Desinfektion der Hände, Anziehen von unsterilen Einmalhandschuhen
- Bei Bedarf Sprühdesinfektion mit entsprechendem Hautdesinfektionsmittel
- Wischen des Wundrandes von innen nach außen mit Hilfe eines Kugeltupfers bzw. einer Kompresse, die mit steriler Pinzette gegriffen werden (pro Wischgang wird eine neue Kompresse bzw. Tupfer verwendet)
- Versorgen der Wunde nach ärztlicher Verordnung, z.B. mit Pflasterverband
- Ggf. Ziehen von Klammern/Fäden (Verwenden von neuen sterilen Instrumenten)
- Entsorgen der Einmalhandschuhe, Desinfektion der Hände, Dokumentation des Verbandwechsels
Verbandwechsel bei sekundär heilenden Wunden
- Entfernen des alten Verbandes mit Einmalhandschuhen (ggf. mit steriler Pinzette bei tiefer liegenden Tamponaden)
- Inspektion der alten Wundauflagen und Entsorgung im Abwurfbehälter
- Hygienische Händedesinfektion, Handschuhwechsel
- Durchführung einer sterilen Wundreinigung mit Wischrichtung von innen nach außen (pro Wischgang wird eine neue Kompresse bzw. Tupfer verwendet)
- Inspektion der gereinigten Wunde, Handschuhwechsel, hygienische Händedesinfektion
- Ggf. Anfertigung von Fotos zur unterstützenden Dokumentation
- Phasengerechte Wundversorgung mit entsprechenden Verbandmitteln nach ärztlicher Verordnung
- Fixierung des Wundverbandes, Entsorgen der Einmalhandschuhe, Durchführung hygienische Händedesinfektion
- Unterstützung des Pflegeempfängers in eine angenehme Position zu kommen, Bereitstellen von benötigten Utensilien
- Wischdesinfektion der Arbeitsfläche, Entsorgen des Müllbeutels
- Hygienische Händedesinfektion, Dokumentation von Wundversorgung und Heilungsverlauf
Literatur
Protz, K. & Timm, J. H. (2020): Wundmanagement. In: I care Pflege (S. 666-691). Stuttgart: Thieme.